Landshuter Radler erkunden den Süden Frankreichs.

Das Gebiet zwischen dem Bergzug Luberon und dem Plateau de Vaucluse war das Ziel einiger Landshuter Radler in diesem Herbst. Ausgangspunkt und Quartier war in der Kleinstadt Apt, etwa 60 km nördlich von Marseille und 30 km östlich von Avignon gelegen. Neun Tage standen zur Verfügung und die wurde reichlich genützt, zumal uns ein Traumwetter beschert war. Tiefblauer Himmel und bis zu 30 Grad ließen keine Wünsche offen.

Der Luberon ist ähnlich unserem Bayer. Wald. Die höchste Erhebung erreicht er mit dem Mourre Negro (1125 m) und ist ideal zum Wandern und Radeln geeignet. Flache Strecken sind selten und bei 80 bis 90 km kommen schnell 1500 Höhenmeter zusammen! Wenig Verkehr und durchwegs asphaltierte Straßen sind geboten. Dass der Straßenbelag manchmal etwas holprig ist tat dem Fahrvergnügen keinen Abbruch. Man musste halt den Lenker etwas fester halten! Manche Orte im Luberon erinnern an alte französische Kinofilme; ein Löschteich im Zentrum, umrandet von mächtigen Platanen und Einkehrgelegenheiten aller Art.

Weinanbau und Lavendelfelder sind die vorherrschenden Nutzungsarten. Der Lavendel ist längst verblüht und sieht jetzt aus wie bei uns die abgeernteten Erdbeerfelder. Etliche unbewirtschaftete Flächen, überwuchert mit Hecken und Gebüsch, gehören ebenfalls zur Landschaft. Auch Rebstöcke mit Trauben, um die sich offensichtlich niemand kümmert, wachsen entlang von Straßen wie bei uns die sog. Straßenäpfel.

Das Plateau de Vaucluse ist durchzogen von einer Vielzahl kleiner Bergstraßen und ebenfalls sehr verkehrsarm. Am Col de Murs begegneten uns auf 10 km gerade mal 2 Autos! Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die Abbey de Senanque, ein Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert, eingerahmt von ausgedehnten Lavendelfeldern. Naheliegend, dass im Klosterladen sämtliche Produkte, die auf Lavendel-Basis hergestellt werden, erworben werden können.

I`Isle sur la Sorgue, Fontain-de-Vaucluse, Gordes, Roussilion und etliche mehr; alles Orte, die es sich lohnt, zu besuchen. Von großem Vorteil war, dass Tourenleiter Christian Brucks die ganze Gegend wie seine sprichwörtliche „Westentasche“ kennt und somit weder eine Straßenkarte erforderlich war noch Passanten nach irgendwelchen Wegen oder Orten gefragt werden mußten.

Ein wesentlicher Grund der ganzen Fahrt war, wie kann es für einen Radler anders sein, der legendäre Mont Ventoux; berühmt und berüchtigt vor allem durch die Tour de France. Aber schon im 14. Jahrhundert lebte der berühmte ital. Dichter Francesco Petrarca viele Jahre am Fuße des Mont Ventoux. Er bestieg diesen Berg völlig „sinnfrei“, wie er sich ausdrückte. Seinen Lebensabend verbrachte er dann in Arqua, einem Ort in den Euganäischen Hügeln südlich von Padua, ebenfall einem sehr beliebten Radlergebiet.

Aus der Ferne betrachtet liegt er nun da, der Mont Ventoux, wie ein riesiger Walfischrücken, 1909 m hoch und ab etwa 1400 m vollkommen kahl. Von da ab hat man den Eindruck einer gigantischen Kiesgrube an deren Rand sich eine Straße hinaufzieht. Natürlich gehörte es zu unserem Programm, den „Berg des Windes“ zu erradeln.

Von Apt nach Sault ca. 40 km und die ersten rund 1000 Höhenmeter. Weiter 26 km bergauf und die nächsten 1200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Ideale Wetterverhältnisse, nämlich ungewöhnlich wenig Wind und angenehme Wärme gestalteten die Auffahrt durchaus erträglich. Zwei der schönsten Erlebnisse beim Radlfahren sind bekanntlich das Bergabfahren und der Durst. Nachdem letzterer beseitigt wurde, konnten wir eine 27 km lange Abfahrt mit wenigen Kurven und breiten Straßen nach Malaucène genießen. Über Bedoin – Flassan – die Gorges des la Nesque – Sault – wieder zurück nach Apt. 177 km und 3155 Höhenmeter erforderte diese Runde. Fast nicht erwähnenswert: unser Quartier lag einige km oberhalb Apt; vergleichbar mit 3 mal die Alte Bergstraße bis zur Weickmannshöhe. Aber wir wollen es ja so!

Fazit aller Teilnehmer: es war eine gelungene Sache und die sehr lange Anfahrt in die Provence hat sich auf jeden Fall gelohnt.

LU.

Das Verkehrszeichen ist nicht etwa eine in bayer. Dialekt gehaltene Trinkaufforderung für Radler sondern erlaubt diesen, die für sonstige Fahrzeuge gesperrte Straße zu benützen.

V.l.n.r. Bernhard Scholz, Christian Brucks, Helmut Winbeck, Gerd Ludwig